EDEKA Köhler, Göttingen, Grone, Blog, Sekt, Sektlaune, Silvester

In Sekt­lau­ne?

Wir ken­nen eigent­lich kaum jeman­den, der in die­sen Tagen nicht irgend­wie in Sekt­lau­ne ist. Spä­tes­tens zum Jah­res­wech­sel wer­den garan­tiert ziem­lich vie­le Men­schen mit einem Glas Schaum­wein ansto­ßen. Haben Sie sich aber schon ein­mal Gedan­ken gemacht, war­um der Sekt eigent­lich Sekt heißt und seit wann er genos­sen wird? Wir brin­gen Sie in Sekt­lau­ne und wün­schen Ihnen in die­sem Zusam­men­hang einen fröh­li­chen Jah­res­wech­sel und einen guten Rutsch in ein gesun­des und glück­li­ches neu­es Jahr.

Ein blin­der Mönch erschuf den ers­ten “vin mousseux”.

Nie­mand weiß, wo, wann und wie zum ers­ten Mal ein Glas pri­ckeln­den Schaum­weins mit Genuss geleert wur­de. Mit Sicher­heit war der Glück­li­che nicht das
Mön­ch­lein Dom Peri­gnon, das in der Abtei von Haut­vil­lers in der Cham­pa­gne den Schaum­wein zufäl­lig “erfun­den” hat­te. Der blin­de Kel­ler­meis­ter kämpf­te sein Leben lang gegen die zwei­te Gärung sei­ner lie­be­voll gekel­ter­ten Wei­ne, war aber am Ende dann doch stolz auf sei­nen ers­ten “vin mousseux”. Das mit Bestimmt­heit aller­ers­te Zitat über den Schaum­wein stammt von ihm. Nach Ver­kos­tung des pri­ckeln­den Reben­safts rief er begeis­tert aus: “Brü­der, kommt schnell, ich trin­ke Ster­ne!”

Doch schon zwei Jahr­zehn­te zuvor kann­te man in Eng­land den Schaum­wein, der so beliebt war, dass er 1667 sogar in einem Gedicht auf­tauch­te. Die Eng­län­der hat­ten damals bereits Glas­fla­schen, die dem Druck der Gärung stand­hiel­ten. Und sie hat­ten Kor­ken. Aus­zug aus einem acht­sei­ti­gen Doku­ment des Chris­to­pher Mer­ret vom 17. Dezem­ber 1662: ” …dass unse­re Wein­erzeu­ger in jüngs­ter Zeit allen Arten von Wei­nen Zucker und Melas­se zuset­zen, um sie frisch zu hal­ten und per­lend zu machen.” Das war sechs Jah­re bevor Dom Peri­gnon zu expe­ri­men­tie­ren begann und 70 Jah­re vor der Grün­dung des ers­ten Cham­pa­gner-Hau­ses in Frank­reich.

Die Wort­schöp­fung “Schaum­wein” kommt von Johann Gott­fried Her­der, der 1779 das fran­zö­si­sche Wort “Mousse” mit Schaum über­setz­te. “La mousse” (Moos) ist im Fran­zö­si­schen die mit einem Moos­über­zug ver­gleich­ba­re Schicht, die sich im Glas bil­det, wenn die Koh­len­säu­re frei­ge­setzt wird.
Wer in Deutsch­land zuerst den schäu­men­den Wein her­stell­te, ist nicht sicher. Nach eini­gen Schrif­ten war es der Prä­lat Speng­ler, der im Zis­ter­zi­en­ser-Klos­ter Maul­bronn einen dem Cham­pa­gner ähn­li­chen schäu­men­den Wein erzeug­te. Ande­re Quel­len berich­ten vom Kel­ler­meis­ter Peter Gim­bel, der 1790 für ein Kos­tüm­fest beim Main­zer Kur­fürs­ten pri­ckeln­den Wein aus der kur­fürst­li­chen Kel­le­rei aus­ge­schenkt haben soll.

Die Pio­nie­re der deut­schen Sekt­er­zeu­gung waren jeden­falls jun­ge Win­zer, die nach Frank­reich gin­gen, um Erfah­run­gen in der Cham­pa­gne zu sam­meln.
Eini­ge blie­ben gleich dort, hei­ra­te­ten ein oder grün­de­ten eige­ne Kel­le­rei­en — der Grund, war­um vie­le fran­zö­si­sche Cham­pa­gner­häu­ser so unfran­zö­si­sche Namen haben. Die meis­ten kehr­ten zurück in die Hei­mat und begrün­de­ten die deut­sche
Sekt­kul­tur.

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Die ältes­te Sekt­kel­le­rei ist die von Georg Chris­ti­an Kess­ler in Ess­lin­gen. 1849 gab es in Deutsch­land bereits 43 Betrie­be, der Boom begann, Sekt mach­te von sich reden. 1872 lag die Jah­res­pro­duk­ti­on bei vier Mil­lio­nen Fla­schen. Das Sekt­ge­schäft flo­rier­te der­art, dass 1888 die Frank­fur­ter Zei­tung notier­te: “An der Spit­ze der rhei­ni­schen Export­häu­ser steht die welt­be­kann­te Fir­ma Deinhard & Co. in Koblenz, wel­che 87.988 Gal­lo­nen an Fass und Kis­ten (4.000 Gal­lo­nen mehr als 1886) nach den Ver­ei­nig­ten Staa­ten schiff­te.”

Die Welt­aus­stel­lung in Paris brach­te 1876 die ers­te Gold­me­dail­le für deut­schen Sekt — und mach­te ihn damit zum offi­zi­el­len Kon­kur­ren­ten des fran­zö­si­schen Cham­pa­gner. “Rhein­gold”, ein Ries­ling-Sekt aus dem Hau­se Söhn­lein in Wies­ba­den, wur­de welt­weit zum Begriff.

Der deut­sche Kai­ser Wil­helm I. war so begeis­tert vom Rhein­gold, dass er anord­ne­te, für­der­hin bei Schiffstau­fen nur noch die­sen zu zer­schmet­tern — und zu trin­ken! Kai­ser Wil­helm II. hat­te noch ein ganz ande­res Inter­es­se an Sekt: Er führ­te die Sekt­steu­er ein, weil er drin­gend Geld benö­tig­te, um sei­ne Flot­te zu finan­zie­ren. Die Flot­te ist schon lan­ge Ver­gan­gen­heit, die Sekt­steu­er jedoch ist geblie­ben. Im Lau­fe des letz­ten Jahr­hun­derts tauch­te sie immer mal wie­der unter ande­rem Namen auf. Mal hieß sie Ban­de­ro­len­steu­er, dann Staf­fel­steu­er, dann Wert­steu­er, die übri­gens über die Hälf­te des Prei­ses einer Fla­sche Sekt aus­mach­te. Da haben wir heu­te ja noch rich­tig Glück: Seit 2002 beträgt die Sekt­steu­er einen Euro. Und nie­mand muss mehr allei­ne trin­ken. Denn kein Schluck vom köst­li­chen Schaum­wein, bei dem Vater Staat nicht mit von der Par­tie ist.

Die Bezeich­nung “Sekt” stammt vom latei­ni­schen “sic­cus”, tro­cken, ab und wan­der­te über das spa­ni­sche “sec­co” und das eng­li­sche “sack” um 1640 in die deut­sche Spra­che als “seck” ein. Zunächst mein­te “seck” jedoch einen stil­len, süßen spa­ni­schen Wein und hat­te mit Schaum­wein nichts zu tun. Erst durch einen kurio­sen Vor­fall im Wein­kel­ler von Lut­ter & Weg­ner am Ber­li­ner Gen­dar­men­markt wur­de “Sekt” all­mäh­lich Begriff für schäu­men­den Wein. 1925 wur­de “Sekt” amt­lich, nach­dem “Cham­pa­gner” den deut­schen Her­stel­lern durch den Ver­sailler Ver­trag bereits nicht mehr erlaubt war.

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